100 Jahre Sport in unserer Pleißestadt Regis-Breitingen
Regis-Breitingen. In unserer Pleißestadt ist das Jahr 1920 in die Geschichte eingegangen. Am 29.April wurde die Fußballvereinigung Regis ins Leben gerufen, unter dem Dach des 1862 gegründeten Turn- und Sportverein Regis. Der Begründer Dr. Fritz Fröhlich (1898-1961) tat dies nach dem Muster vom VfB Leipzig (heute 1.FC Lok Leipzig) und war während seiner Medizin-Studentenzeit (ab 1915) im Stadtteil Probstheida auch Leichtathlet. Und im selben Jahr erweckte er auch die Leichtathletik in seiner Heimatstadt zum Leben. Was noch folgte war am 01.Oktober 1920 der Zusammenschluß von Regis und Breitingen zur Stadt Regis-Breitingen.
Der erste Vorsitzende des F.V.R. war Fritz Fröhlich, sein Stellvertreter Karl Müller, Kassierer Arno Müller und als Schriftführer Otto Welsch. Im Februar 1923 wurde Karl Müller der Vorsitzende, und 1938 bis zum Kriegsende wieder Dr. Fritz Fröhlich. Als Sportstätte diente am „Herrenhölzchen“ und „An der Halde“, ein Hartplatz, den auch die Schützen nutzten. Das war im heutigen Regis-Nord (Deutzener Straße). Am Kirchteich wurde 1928 die Turnhalle ihrer Bestimmung übergeben und die Abteilung Handball hatte sich bereits im Jahr zuvor, 1927, gegründet. An dieser Stelle möchte ich die Brüder Walter und Herbert Jahn nennen, die ein Leben lang (bis ins hohe Alter) Sportler im Verein waren.
Die Braunkohle schritt voran und so kam es 1934 zu einem Gebietstausch und der neue Sportplatz war fortan am Regiser Wasserwerk, dort wo seit 1971 das Freibad ist. Die Fußballer legten den Grundstein für das Weitere. Die Sportstätte erlebte deutschlandweite Sportfeste und rassige Fußballspiele. Das Kriegsende 1945 steht für einen Neuanfang. Arno Nickel prägte diesen Neuanfang und war es, der bei der sowjetischen Kommandantur in Borna beantragte, daß der Sport weiter leben kann. Zwei Jahre später, 1947, wurde Dr. Fritz Fröhlich zum Gemeindesportleiter gewählt. Fußball, Handball und Leichtathletik starteten wieder. Im Jahr 1950 wurde die BSG Aufbau Regis-Breitingen gegründet und nur vier Monate später kam die Umbenennung in BSG Aktivist. In der Folge war bis 1953 Helmut Lamprecht Vereinsvorsitzender, gefolgt von Georg Möckel (berufsbedingt ausgeschieden), 1957-1958 Werner Krumsdorf (auch erfolgreicher Sportler in Fußball, LA) und von 1958-1965 Heinz Zwick (Direktor für Sozialökonomie im BKW Regis). Es kamen im Laufe der Jahre mehrere Wechsel an der Vereinsspitze mit Fritz Kratzsch, Wolfgang Büngener und Dieter Gerlach. Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 trat der Vorstand zurück und ein neuer wurde gewählt. Neuer Vorsitzender und Abteilungsleiter Fußball wurde Werner Heiche (ununterbrochen bis ins Heute 2020), Stellvertreter Dieter Gerlach und Schatzmeister Eckhard Schob. Krankheitsbedingt (Eckard Schob) und durch Todesfall (Dieter Gerlach) wurden 2015 Dr. Frank Becker (2.Vorsitzender) und Kathleen Uhlemann (Schatzmeisterin) in den Vorstand gewählt.
Nun ein Sprung zurück. Etwas Besonderes war in den fünfziger Jahren der Platz zwischen Turnhalle und Blaublüterpark. Dort wurde (im Winter) gegen andere Teams der Region Borna Eishockey gespielt (Manfred Emberger, Dieter Speck, Roland Theißinger, Torwart Rudi Scheibel). Doch milde Winter sorgten dann für das Ende. Im Jahr 1962 kam es wegen Hochwassergefährdung durch die Braunkohle zu einem weiteren Gebietstausch und die neue Sportstätte kam unter dem Namen „Arthur-Becker-Stadion“ in die Stadtmitte, zwischen Kleingärten im Bergmannsruh / Pleiße und dem jungen Neubaugebiet. Das ortsansässige Braunkohlenwerk Regis fungierte über mehrere Jahrzehnte als Trägerbetrieb. Als Abteilungsleiter Fußball waren es Günther Fechner und ab 1972 Peter Räßler (BKW Regis), die die Fäden zusammenhielten. Weit über dreißig DDR-offene-Sportfeste prägten unsere Sportstätte. So warf Christine Spielberg 1968 einen Weltrekord im Speerwerfen. Höhepunkt war im September 1970 der Dreiländerkämpf der Junioren und Juniorinnen DDR-VR Polen-Rumänien. Auch Geschichte schreibend war 1978 ein Fußball-Länderspiel im Nachwuchs, DDR gegen VR Polen, mit Trainer Jörg Berger. Die 1980er Jahre prägten, vor allem an Bergmannstagen, Freundschaftsspiele unserer BSG Aktivist gegen die BSG Motor Gößnitz (auch an der Pleiße beheimatet).
Mit der Deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 veränderte sich vieles. Es kam die Umbenennung in Sportverein. Unsere Sportstätte wurde umbenannt in Dr. Fritz-Fröhlich-Stadion, in Anerkennung an seine Verdienste. Dazu muß ergänzt werden, daß der Doktor durch eine Lähmung frühzeitig an den Rollstuhl gefesselt war und von da aus vieles managte. Die Sportstätte war in die Jahre gekommen, verschlissen und die Sponsoren weggebrochen. In dieser schweren Zeit hielten der ortsansässige Getränkeverkauf Erich & Gisela Strobel, in Zusammenarbeit mit der Bellheimer Brauerei, den Verein am Leben. Beim Stand Null machte der Sportvorstand 1994 mit Bürgermeister Reihard Mäder, der Stadtverwaltung und dem Stadtrat einen Investitionsplan (Modernisierung, Bau der Sporthalle) für die nächsten 10-15 Jahre.
Im Handball sind seit vielen Jahrzehnten die Gebr. Jahn, Wolfgang Reinhold, Bernd Krebs, Uwe Zetzsche und weitere die Macher. Für die Leichtathletik müssen unter anderem Gerhard Naubert, Werner Krumsdorf, Bernd Kipping, Dieter Gerlach und Uwe Enge genannt werden. Udo Lehmann wechselte in den 1990er Jahren in den Viererbob von Harald Czudaj und war im Team auf den Bahnen der Welt erfolgreich. Die Kegler fanden im heutigen Stadion seit 1962 ihre Heimat und in den 1970er Jahren begann der Wettkampfsport, wobei 1973 das heutige Kegelgebäude geweiht wurde. Bekannte Namen sind unter anderem Reinhold Wolfgang (technischer Leiter der BSG), Otto Kelz, Wolfgang Steinert, Rainer Pilz, Erich Hochmuth, Manfred Kossina, Sonja Krosse und Dr. Frank Becker.
In der Fußballhistorie steht der Pokalsieg von 1952 (Endspiel gegen Deutzen). Unter dem Trainer Werner Heiche (und späteren Vereinsvorsitzenden) wurden wir Kreispokalsieger 1990 und Kreismeister 1992 und spielten zwei Jahre in der Bezirksklasse Leipzig. Nach einer Durststrecke war es Trainer Martin Pohlers (Sportschule durchlaufen, höherklassige Erfahrung), der uns in die Kreisliga zurück führte. Mit Trainer Gianfranco Zanirato (einst mit Böhlen Oberliga-Spieler) kam der sportliche Aufschwung. Wir wurden Meister 2007 der Kreisregion Borna/Geithain und spielten danach fünf Jahre in der Bezirksklasse Leipzig, die dann nach der sächsischen Kreisreform eine Kreisoberliga wurde.
Durch die gute Zusammenarbeit des Sportvorstandes mit den Stadtvätern (den Bürgermeistern Dr. Werner Frommhold, Reinhard Mäder und Thomas Kratzsch) erfolgte in mehreren Phasen die Sanierung unserer Sportstätte mit Flutlicht bauen, zweigeteilte Tribüne, Tartanbahn (Ursprung Aschenbahn), Kunstrasen und Rasenbewässerung. Unter Bürgermeister Wolfram Lenk erfolgten Reparaturarbeiten auf Grund von Verschleiß. Die wettkampftaugliche Sporthalle hat ihren Ursprung 2001 (mit Hilfe des goldenen Planes Ost).
In die Geschichte eingegangen sind zwei internationale Fußballspiele, 2003 die EM der Damen U19 mit Niederlande gegen Spanien und 2006 die WM U15 Juniorinnen mit Germany gegen Schottland. In diese Zeit fällt auch der Frauenfußball, der für zehn Jahre in die Geschichte einging und unser SVR erster Hallenkreismeister wurde. Macher waren unter anderem Wolfgang Krosse, Ingo Theuer, sowie Kerstin und Helmut Günther. Hans Günthel fungierte über viele Jahre als Berichterstatter und der Autor dieser Zeilen (Udo Zagrodnik) wurde sein Nachfolger. Und wir waren mehrfach Ausrichter sächsischer Endrunden im Nachwuchs, auf Rasen und in der Sporthalle. Da gab es viel Jubel, aber auch Tränen. Aktuell sind Sven und Torsten Streitberg Motoren rund um die erste Elf. Und Martin Pohlers (viele Jahre Aktiver/Trainer) fungiert seit 2018 auch als Jugendwart, wurde Nachfolger von Steffen Thumer.
In den vergangenen Jahren hat sich der Fußball und Sport insgesamt bei uns Pleißestädtern (und vielen weiteren Vereinen) gravierend verändert. Man lebt mit Hilfe von vielen kleinen Sponsoren (Transportunternehmen Pockrandt und weitere) und in Zeiten von Berufspendlern und Zeitarbeitern (die Wege wurden und werden immer länger) herrscht Personalmangel. Auch das Interesse an ehrenamtlicher Arbeit (auch das Besetzen vom Vorstand gehört dazu) ist gesunken. Und somit sind es die im Bericht genannten Enthusiasten, die die Fäden zusammenhalten.
Dieser Bericht zur 100-Jährigen Geschichte (und mehr) kann nur ein Auszug sein. Dem Autor halfen beim Zusammenstellen eigene Informationen, der Ortschronist Dieter Kluge, der langjährige Vereinschef Werner Heiche, eine Vereinsfußballchronik von 1995 (zu 75 Jahre Fußball) und der Band I zur Geschichte der Leichtathletik von Regis-Breitingen (Autor: Bernd Kipping). Die Bände II/III zur Geschichte der Leichtathletik von Regis-Breitingen sollen noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Das Erscheinen (ursprünglich im Juni geplant) verzögert sich wegen der Corona-Virus-Krise und den staatlich verordneten Verboten. Geplant ist nun für den 12.September mit den Kreismeisterschaften Schüler bis Erwachsene Landkreis Leipzig, dem Bucherscheinen und der Feier mit vielen Aktiven und Ehemaligen, so die Mitorganisatoren Monika Welsch und Uwe Enge. Vereinschef Werner Heiche gab bekannt, daß die Gesamt-Vereinsfeier auf Ende April des nächsten Jahres verlegt wurde und da einen würdigen Rahmen erhalten soll. Und auch die diesjährige Jahreshauptversammlung (ursprünglich jetzt im Mai) wurde um ein Jahr verschoben. Und eine Chronik zum Fußball ist in Arbeit. Im Textanfang wurden drei Gründungen von 1920 genannt, doch der eigentliche Sportursprung ist 1862, was heißt insgesamt 158 Jahre Sport in der Pleißestadt.
Abschließend zusammengefaßt, zu unserem SV Regis-Breitingen gehören Fußball, Leichtathletik, Kegeln, Handball und Breitensport, und neue Mitstreiter sind jederzeit willkommen.
Udo Zagrodnik / April 2020