Die wechselvolle Stadiongeschichte der Pleißestadt Regis-Breitingen

Der Sportursprung in der Pleißestadt Regis-Breitingen ist 1862 der Regiser Turnverein,
der zunächst im Garten des Gasthofs Regis trainierte. Die Betreiber, Familie Franke, ermöglichten es.
Nach einer Odyssee kam im Jahr 1912 der Umzug in die Deutzener Straße (Regis-Nord), wo bereits
die Regiser Schützengesellschaft ansässig war. Als Sportstätte diente am „Herrenhölzchen“ und
„An der Halde“, ein Hartplatz. Acht Jahre später, 1920, erweckte Dr. Fritz Fröhlich den Fußball und
die Leichtathletik ins Leben. Und 1927 kam der Handball hinzu. Ein Jahr später, 1928, wurde am
Kirchteich die Turnhalle ihrer Bestimmung übergeben.
Die Braunkohle schritt voran und so kam es 1934 zu einem Gebietstausch und der
neue Sportplatz war fortan am Regiser Wasserwerk, dort wo seit 1971 das Freibad ist.
Die Sportstätte erlebte deutschlandweite Sportfeste und rassige Fußballspiele.
Der Doktor war während seiner damaligen Studienzeit in Leipzig, in Probstheida, beim
VfB Leipzig aktiver Leichtathlet. Doch durch eine frühzeitige Lähmung war er an den
Rollstuhl gefesselt und managte von da aus vieles.

Die DDR-Jahre

Das Kriegsende 1945 steht für einen Neuanfang. Im Jahr 1950 wurde die BSG Aufbau Regis-Breitingen
gegründet und nur vier Monate später kam die Umbenennung in BSG Aktivist. Im Jahr 1962 kam es wegen
Hochwassergefährdung durch die Braunkohle zu einem weiteren Gebietstausch und die neue Sportstätte kam
unter dem Namen „Artur-Becker-Stadion“ in die Stadtmitte, zwischen Kleingärten im Bergmannsruh/Pleiße und
dem jungen Neubaugebiet. Das ortsansässige Braunkohlenwerk fungierte über viele Jahrzehnte als Trägerbetrieb.
Doch im Baugeschehen kam nun ein Stillstand. Es wurde nur das Notwendigste gemacht.
Weit über dreißig DDR-offene-Sportfeste prägten unsere Sportstätte. Bernd Kipping war über die Jahrzehnte hier
der Motor. Ein Höhepunkt war 1967, als die Kubanische Olympiamannschaft mit dem Weltklassesprinter
Enrique Figuerola zu Gast war. Ein Jahr später warf Christine Spielberg einen Weltrekord im Speerwerfen.
Höhepunkt war im September 1970 der Dreiländerkampf der Junioren und Juniorinnen DDR-VR Polen-Rumänien.
Die Kegler fanden im heutigen Stadion seit 1962 ihre Heimat und in den 1970er Jahren begann der Wettkampfsport,
wobei 1973 das heutige Kegelgebäude geweiht wurde. Auch Geschichte schreibend war 1978 ein Fußball-Länderspiel
im Nachwuchs, DDR gegen VR Polen, mit Trainer Jörg Berger, das der damalige Sektionsleiter Peter Räßler an die
Pleiße holte. Die 1980er Jahre prägten, vor allem an Bergmannstagen, Freundschaftsspiele unserer BSG Aktivist
gegen die BSG Motor Gößnitz (auch an der Pleiße beheimatet).

Veränderungen mit der Deutschen Wiedervereinigung


Mit der Deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 veränderte sich vieles. Es kam die Umbenennung von
BSG Aktivist in Sportverein. Und unsere Sportstätte wurde umbenannt in Dr. Fritz-Fröhlich-Stadion, in Anerkennung
an seine Verdienste. Die Sportstätte war in die Jahre gekommen, verschlissen und der Träger, das BKW Regis,
war weggebrochen. Beim Stand „Null“ machte der Sportvorstand 1994 mit Bürgermeister Reihard Mäder einen
Investitionsplan (Modernisierung, Bau der Sporthalle) für die nächsten 10-15 Jahre.
Zum Vorstand gehörten Werner Heiche (Vorsitzender), Dieter Gerlach (Stellvertreter) und Eckhard Schob (Schatzmeister).
In dieser schweren Zeit hielt der ortsansässige Getränkeladen Erich & Gisela Strobel, in Zusammenarbeit mit der
Bellheimer Brauerei, den Verein am Leben.
Der Sportvorstand (Werner Heiche kämpferisch im Stadtrat) holte die Stadtväter mit ins Boot (die Bürgermeister
Reinhard Mäder und Thomas Kratzsch und den Stadtrat) und in mehreren Phasen erfolgte die Sanierung unserer
Sportstätte. Das waren:
1994/1995 auf den Zweitplatz Flutlicht machen,
2003 Sanitäranlagen erneuern und die zweigeteilte Tribüne bauen,
2006 der Kunstrasenbau und
2007 auf dem Hauptplatz Rasensprengung einbauen und rundherum aus der Aschenbahn die Tartanbahn machen.
Unter Bürgermeister Wolfram Lenk erfolgten Reparaturarbeiten auf Grund von Verschleiß.
Die Sporthalle hat ihren Ursprung 2001 (mit Hilfe des goldenen Planes Ost) und von nun an hatten die Handballer eine
wettkampftaugliche Heimspielstätte. Die Sanierungen brachten, in der Folge, den Effekt, hochwertige Sportereignisse
ausrichten zu dürfen.
Unser Leichtathlet Udo Lehmann sorgte (als Anschieber) in den Neunzigern und nach der Jahrtausendwende (1994-2004)
für Aufsehen. Im Viererbob von Harald Czudaj und danach von Andre Lange, fuhr er die Bobbahnen der Welt
erfolgreich hinunter.
Die Fußballer wurden unter dem Trainer Werner Heiche (seit 1990 Stadtrat und mehrere Perioden stellvertretender
Bürgermeister) Kreispokalsieger 1990 und Kreismeister 1992 und spielten zwei Jahre in der Bezirksklasse Leipzig.
Ein Aufschwung kam mit dem früheren Oberligaspieler Gianfranco Zanirato (einst Chemie Böhlen), der uns zur
Kreismeisterschaft 2007 führte mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse Leipzig (heute: Kreisoberliga) und mit dem
Ende der Saison 2010/2011 seine Trainerlaufbahn beendete.

Im Großraum Leipzig gehörte Regis-Breitingen zu den ersten deren Sportstätte einen Kunstrasen bekam. In den ersten
Jahren kam es vor, daß in strengen Wintern Vereine sich einmieteten und an manchen Wochenenden fünf bis sechs
Pflichtspiele hier, in Nachbarschaft der Pleiße, ausgetragen wurden. Der SV Post Borna, in Heuerdorf beheimatet,
mußte der Braunkohle weichen und fand, ab der Winterpause 2008/2009, auf dem Kunstrasen eine neue Heimat und
spielte hier einige Jahre, ehe man umzog.


Zum 50- jährigen Jubiläum des Stadionstandorts an der Pleiße, im Juli 2012, waren der Verein und seine Sportstätte
Ausrichter der sächsischen Landesmeisterschaften der Leichtathleten. Und da waren weitere Titelkämpfe auf Kreis-
und Landesebene, sowie die landesoffenen Werfertage.

In die Geschichte eingegangen sind zwei internationale Fußballspiele, 2003 die EM der Damen U19 mit Niederlande
gegen Spanien und 2006 die WM U15 Juniorinnen mit Germany gegen Schottland. In diese Zeit fällt auch der
Frauenfußball, der für zehn Jahre in die Geschichte einging und unser SVR erster Hallenkreismeister wurde.
Macher waren unter anderem Wolfgang Krosse, Ingo Theuer, sowie Kerstin und Helmut Günther.

Der Pleißestädter Berichterstatter und Autor dieser Stadionhistorie, Udo Zagrodnik, ist der Nachfolger von Hans Günthel,
der über viele Jahre als Berichterstatter fungierte. In meine Zeit fielen auch mehrere Jahrgänge mit Endrunden im
sächsischen Fußball, die im Dr. Fritz-Fröhlich-Stadion auf Rasen, Kunstrasen und in der Sporthalle ausgetragen wurden.
Da gab es viel Jubel, aber auch Tränen. In den vergangenen Jahren hat sich der Fußball und Sport insgesamt bei uns
Pleißestädtern (und vielen weiteren Amateurvereinen) gravierend verändert. Man lebt mit Hilfe von vielen kleinen
Sponsoren (Transportunternehmen Pockrandt und weitere) und in Zeiten von Berufspendlern und Zeitarbeitern
(die Wege wurden und werden immer länger) herrscht Personalmangel. Auch das Interesse an ehrenamtlicher Arbeit
(auch das Besetzen vom Vorstand gehört dazu) ist gesunken. Aktuell halten beim SVR die Fäden zusammen:
Werner Heiche (Vereinsvorsitzender), Dr. Frank Becker (Stellvertreter), Kathleen Uhlemann (Schatzmeisterin)
und Martin Pohlers (Jugendwart).

Den eigentlichen Sportursprung 1862 vor Augen, sind das aktuell 158 Jahre Sportgeschichte.
In heutigen Tagen gehören zum Verein Fußball, Leichtathletik, Kegeln, Handball und Breitensport,
und neue Mitstreiter sind jederzeit willkommen.
Auch wenn der Virus Corana seit Frühjahr Jahres 2020 (also seit fast einem Jahr) vieles schmerzlich lahmlegte,
die Geschichte wird weiter geschrieben.


Quellenangaben: Vereinschef Werner Heiche ergänzte meinen Bericht. Hilfreich waren das Buch „75 Jahre Fußball in
Regis-Breitingen - Chronik des SV Regis-Breitingen Abteilung Fußball 1920-1995“ und die drei jungen Bände
„Die Geschichte der Leichtathletik von Regis-Breitingen“ (Autor Bernd Kipping). Sie beinhalten
/1/ Die Ära Dr. Fritz Fröhlich (mit vielen Infos aus der Anfangszeit, auch Stadtgeschichte),
/2/ Weltklasseathleten starten in Regis-Breitingen und
/3/ Wiederaufstieg nach einer schwierigen Phase.
Die Bücher zur Leichtathletik können beim Verein und im ortsansässigen Serviceladen Kathrin Frank
(Einkaufsviertel Deutzener Straße) käuflich erworben werden.

Udo Zagrodnik / Dezember 2020/Januar 2021